Unsere Begleiter:innen

Die Begleiter:innen sind fiktive Fallbeispiele und unterstützen in TONI in zahlreichen Modulteilen durch ihre eigenen beispielhaft ausgefüllten Übungen. Hier stellen sie sich vor:

 

Beispiele

Hey, ich bin Kim. Ich bin in Therapie, weil ich seit Längerem irgendwie unzufrieden mit mir bin und das Gefühl habe, mein ganzes Leben nicht so richtig auf die Reihe zu bekommen. Ich bin 27 Jahre alt und weiß momentan nicht, was ich nach meinem Studium der Kommunikationswissenschaften machen soll. Ich studiere jetzt auch schon eine ganze Weile und verschiebe immer wieder Abgaben von Hausarbeiten oder Prüfungen. Meine Freund:innen sind alle langsam fertig mit der Uni, nur ich hinke hinterher. Es stört mich sehr, finanziell immer noch abhängig von meinen Eltern zu sein und keinen richtigen Plan zu haben. Auch mein Dating läuft mehr schlecht als recht – als nicht-binäre Person kann das ja eh schwierig sein, selbst wenn man wie ich in einer Großstadt lebt. Wenn ich dann doch mal jemanden kennenlerne, geht es trotzdem früher oder später schief. Manchmal fühle ich mich einfach ziemlich allein. Dann grüble ich viel und kapsle mich von meinen Freund:innen ab. Oder gehe feiern, dabei nehme ich auch öfter mal Ecstasy oder Speed. Nach so einem Wochenende fällt dann natürlich auch die Uni nicht leichter, und manchmal gehe ich dann gar nicht erst hin. Jetzt möchte ich eine Therapie machen, aber habe auch große Angst davor, nicht richtig angenommen zu werden. Ich habe im Gesundheitssystem schon häufiger erlebt, dass meine Geschlechtsidentität nicht akzeptiert wird und ich mir blöde Kommentare oder einfach falsche Bezeichnungen anhören muss. Was ist, wenn mein:e Psychotherapeut:in mich auch nicht versteht?

Hallo, ich bin Daria. Ich bin 30 Jahre alt, Krankenschwester und Mama von zwei Kindern. Seit der Kleine da ist, ist mir nach und nach alles über den Kopf gewachsen: mein Vater ist krank und benötigt Pflege, der Job ist sehr fordernd, und die Arbeit im Haus erledigt sich auch nicht von alleine. Mein Mann sagt, ich soll auch mal Nein sagen und andere was machen lassen, und er versteht einfach nicht, dass das in diesem Fall nicht geht. Meine Familie und die Kollegen brauchen mich, ich darf sie da nicht im Stich lassen. Aber ich kann einfach nicht mehr. Ohne die Medikamente, die mein Arzt mir mal verschrieben hat, würde gar nichts mehr gehen. Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll. Mein Mann hat mich überredet, da mal mit jemandem drüber zu reden, und deswegen habe ich mir eine Therapie gesucht.

Hi, mein Name ist Emre. Ich bin Informatiker, 34 Jahre alt, Single und lebe in einer WG. Im Großen und Ganzen ist eigentlich alles in Ordnung, aber ich werde das Gefühl nicht los, nicht dazuzugehören. Und ich werde auch so behandelt. Ich bin nicht in Deutschland geboren und habe schon einiges an rassistischer Diskriminierung erfahren müssen. So wollte ich schon vor Monaten aus meiner WG in eine eigene Wohnung umziehen, allerdings bekomme ich nur Absagen. Da mein Name nicht als „typisch deutsch“ gelesen wird, habe ich es auf dem Wohnungsmarkt schwerer, als viele meiner Freund:innen. Wenn ich mit meinen Kumpels neue Leute kennenlerne, wird bei mir auch immer extra noch mal nachgefragt: Wo ich denn herkomme. Viele wundern sich auch, dass ich als 34-jähriger Türke noch keine Frau und Kinder habe, obwohl die meisten von meinen Kumpels auch noch nicht verheiratet sind. Momentan stelle ich mich sehr in Frage, bin lieber allein und ziehe mich zurück. Um mich von meinem Gedankenkarussell abzulenken, spiele ich zum Beispiel auf der Konsole Online-Spiele. Ich habe mit auch einem Magengeschwür zu kämpfen, was mir ziemliche Schmerzen bereitet – daher koche ich auch nicht so oft und esse eher unregelmäßig. Ich habe jetzt mit einer Therapie angefangen, weil ich hoffe, aus dem ständigen Grübeln herauszukommen und mich ein bisschen mehr selbst zu finden.

Hallo, ich bin Daniela. Ich bin 42 Jahre alt und ich habe nach der Trennung von meinem Ex eine Therapie angefangen. Das war hauptsächlich, weil ich unkontrollierte Essattacken habe und mich danach zum Übergeben bringe. Es fällt mir nicht leicht, darüber zu sprechen, aber ich würde mir schon sehr einen neuen Partner wünschen. Wenn ich in Beziehungen bin, werde ich oft sehr eifersüchtig und habe Angst, meinen Partner zu verlieren. Ich gerate da irgendwie immer an Typen, die mich nicht gut behandeln, und es gibt oft Streit, bei dem ich auch ganz schön ausrasten kann. Nach zwei abgebrochenen Ausbildungen brauche ich einfach wieder einen klaren Weg. Im Moment hangele ich mich von Job zu Job und bin oft krankgemeldet, weil es mir zu viel ist. Rechnungen oder Briefe mache ich nicht einmal mehr auf. Ich habe einen 12-jährigen Sohn und wäre gerne ein besseres Beispiel für ihn, und dafür brauche ich Hilfe.

Hallo, ich bin Michael, 46 Jahre alt. Ich bin Vertriebler im Außendienst und viel unterwegs. Mein Job ist mir sehr wichtig, ich habe viel Verantwortung und habe hart gearbeitet, um an diesem Punkt zu kommen. Mein Partner hatte damit so seine Probleme und wir haben uns vor einem Jahr getrennt. Seitdem kann ich ohne schlechtes Gewissen Überstunden machen und wurde auch befördert. Allerdings fühle ich mich auch manchmal ganz schön allein. Bei der vielen Arbeit ist es schwer für mich, auch noch Zeit zu finden, einen neuen Mann kennenzulernen. In letzter Zeit habe ich aber irgendwie Schlafprobleme und dann hatte ich neulich auf dem Weg zu einem Kundentermin so eine Art Panikanfall. Ich bin dann zum Arzt und der meinte, eine Therapie hilft dabei, die Sache in den Griff zu kriegen. Eigentlich ist es alles ja halb so wild, und ich bin fest entschlossen, das unter Kontrolle zu bekommen. Die Therapeutin muss mir im Grunde ja nur zeigen, wie ich die Panikattacken und die Schlafschwierigkeiten überwinden kann. Ich habe manchmal eine ziemlich kurze Zündschnur und bin schnell genervt. Momentan habe ich nicht so viel Freizeit, aber wenn, dann schau ich ganz gern Serien oder Filme.

Moin, ich bin der Armin! Ich bin 56, Glasermeister und wohne mit meiner Frau auf dem Land – die Kinder sind schon flügge und vor ein paar Jahren ausgezogen. Vor einem Jahr hatte ich einen fiesen Autounfall. Das war eine ziemlich knappe Kiste, ich kann von Glück reden, das überhaupt überlebt zu haben. Der Unfall hat mir gezeigt, wie schnell es vorbei sein kann. Seitdem bin ich krankgeschrieben und traue mich nicht mehr, Auto zu fahren. Aufgrund einer angeborenen Funktionsstörung meiner Beine bin ich schon immer zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen. Nicht mehr Auto zu fahren, schränkt mich nun noch mehr ein und ich grüble viel. Ich denke darüber nach, ob ich genug Zeit und Energie habe, die Dinge zu tun, die ich tun möchte, ohne ständig jede Eventualität einplanen zu müssen. Wie lange brauche ich mit dem Rollstuhl von A nach B? Was mache ich, wenn ein Aufzug auf dem Weg defekt ist? Ohne mein Einkommen aus dem Betrieb müssen wir den Gürtel außerdem viel enger schnallen. Ich weiß nicht, wie wir uns langfristig finanziell über Wasser halten sollen. Seit dem Unfall habe ich manchmal Albträume und fühl mich tagsüber unruhig. Manchmal überkommt es mich und ich muss sogar heulen. Das kannte ich vorher gar nicht, da hatte ich eher den Ruf des Spaßvogels.

Hallo, ich bin Marion. Ich habe lange Jahre als Vorstandsassistenz einer großen Bank gearbeitet, bin 66 Jahre alt und bin nun seit einem Jahr berentet. Ich hätte eigentlich auch weiterarbeiten können. Mein Mann ist vor 5 Jahren nach einem Herzinfarkt verstorben und meine drei Kinder melden sich auch nicht so oft, wie sie könnten. Ich brauche ja auch nicht zuhause sitzen und Däumchen drehen, das liegt mir einfach nicht! In meinem Alter kommen auch ein paar Beschwerden und Sorgen dazu. Rücken, Verdauung, Schlafprobleme… ich habe Angst, dass ich eine Krankheit wie bei meinem Mann zu spät erkenne und dann das gleiche Schicksal erleide wie er. Mein Arzt sagt immerzu, dass meine Leiden nicht unbedingt körperlich sein müssen, deswegen soll ich jetzt eine Psychotherapie ausprobieren.