Fokusgruppen mit Psychotherapeut:innen: Teil 1

Um zu gewährleisten, dass TONI verfahrensübergreifend genutzt werden kann, führten wir im Verlauf der Interventionsentwicklung insgesamt vier Fokusgruppen mit zehn Psychotherapeut:innen unterschiedlicher Fachrichtungen durch.

Das Ziel bei der Entwicklung von TONI ist, eine diagnose- und verfahrensübergreifende Intervention zu schaffen, die im Rahmen der ambulanten psychotherapeutischen Praxis eingesetzt werden kann. Deshalb ist es uns wichtig, bei der Entwicklung dort anzusetzen, wo TONI eingesetzt werden soll: bei Psychotherapeut:innen und Menschen mit Psychotherapieerfahrungen.

 

Was erwartet Sie in diesem Blogeintrag?

Im aktuellen Blogeintrag fassen wir zusammen, welche Impulse die zehn befragten Psychotherapeut:innen in einem ersten Termin gaben: Welche Anforderungen sollten wir bei der Entwicklung von Online-Modulen berücksichtigen? Ihre vielfältigen Anregungen halfen uns dabei, einen besseren Blick für die Anforderungen verschiedener psychotherapeutischer Fachrichtungen zu erhalten und diese im weiteren Entwicklungsprozess immer vor Augen zu haben.

 

Wie sind wir vorgegangen?

Wir trafen uns mit zehn Psychotherapeut:innen verschiedener Verfahren (VT, ST, TP, KJP) zweimal digital, um an verschiedenen Zeitpunkten der TONI-Entwicklung Rückmeldung einzuholen. Das erste Mal kamen wir im Sommer 2021 zusammen, um über generelle Anforderungen an eine Online-Intervention und unsere ersten konkreten inhaltlichen Ideen für TONI zu sprechen. Beim zweiten Termin im Herbst 2021 klickten wir uns gemeinsam durch den ersten TONI-Prototypen und besprachen konkrete Übungen und Funktionen. In diesem Blogeintrag betrachten wir nur den ersten Termin.

 

Was war den Psychotherapeut:innen beim ersten Termin besonders wichtig?

Bei unserem ersten Treffen gaben uns unsere Gesprächspartner:innen wertvollen Input, welche allgemeinen, aber auch verfahrensspezifischen Anforderungen sie an Online-Module stellen und welchen potenziellen Mehrwert sie durch den Einsatz von TONI in ihrer ambulanten Arbeit sehen.

 

Allgemeine Anforderungen an TONI:

TONI soll auf bekannten wissenschaftlich fundierten Konzepten beruhen

 

 

„Ich würde mir wünschen, dass wenn es sowas gibt, es irgendwie auf belegten Konzepten fußt, die ich hoffentlich auch schon kenne."

TONI soll vertrauenswürdig und transparent sein

 

 

"Das heißt, ich muss mich da im Datenschutz um nichts mehr kümmern müssen, dass das 100% wasserdicht ist. Das wäre mir wichtig."

TONI soll übersichtlich aufgebaut sein

 

 

"Also ich wäre total dankbar, wenn man irgendwie so eine Einleitung, Übersicht kriegt, also wirklich nochmal schriftlich, weil ich dann nicht nochmal durch das ganze Programm blättern will, um zu gucken, was war das denn jetzt."

TONI soll emotionale Belastungen der Patient:innen auffangen könne

"Notfalltool, drei Schritte zum schnellen Runterkommen"

 

Verfahrensspezifische Anforderungen an TONI:

Neben verfahrensübergreifen Anforderungen an TONI, konnten wir auch verfahrensspezifische Wünsche, Fragen und Hinweise zur inhaltlichen Entwicklung mitnehmen. Im Folgenden werden die genannten Foki der unterschiedlichen Verfahren kurz dargestellt.

 

KJP: Fokus auf den spielerischen Charakter, den Einbezug von Bezugspersonen und den Anforderungen von TONI an unterschiedliche Altersgruppen

"Bei den Kindern und Jugendlichen geht es ja ohne die Angehörigen ohnehin nicht."

ST: Fokus auf Ressourcenorientierung und soziale Kontakte

 

„Wenn es darum geht, Probleme bewusst zu machen und da so einzutauchen, das ist glaube ich auch was, was wir aus systemischer Perspektive eher nicht machen wollen.“

TP: Fokus auf die therapeutische Beziehung, Patient:innen-Gruppen und den Vorteil des strukturiertem Vorgehens

 

"Also, ich frage mich, wie kann man den Link zur Therapie wiederherstellen?"

VT: Fokus auf Verhaltensänderung und die theoretische Einordnung

 

"Also einfach, dass das von diesem rein Klärungsorientiertem irgendwie in die Umsetzung rein geht."

 

 

Mehrwert von TONI:

TONI ist immer verfügbar

 

"Also das Handy ist eben immer da, dann könnten die sofort was eintragen, also da sehe ich schon den großen Vorteil."

TONI erleichtert die Diagnostik

 

 

"Da sind viele Fragen drin, die ich in der Probatorik oder auch so am Anfang nie stellen würde, weil ich sie vielleicht einfach so konkret gerade nicht im Kopf habe, also ich finde das gut."

TONI als Vorarbeit für die Therapiesitzungen

 

 

"Also dass [TONI] wie so eine Art Sprungbrett ist, für das, um was es in der Therapie nochmal intensiver dann gehen würde."

TONI kann therapeutische Kapazitäten freimachen

 

"Dass wir es uns da vielleicht auch ein bisschen erleichtern können, diese Wartelisten abzubauen. Da hoffe ich so ein Stück drauf."

 

Ausblick:

Im ersten Termin erhielten wir konkrete Hinweise zu verfahrensübergreifenden sowie -spezifischen Anforderungen an TONI, um diese optimal auf die Bedürfnisse von Psychotherapeut:innen unterschiedlicher Verfahren anpassen zu können. Diese Anmerkungen flossen im Verlauf in die Erarbeitung konkreter Funktionen und Module ein. In einem weiteren Blogpost werden wir die Ergebnisse des zweiten Termins vorstellen.

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